Page 214 - Handbuch Internet of Things
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HANDBUCH INTERNET OF THINGS
Kapitel 4.13 / Zukunft des 3-D-Drucks
und ob in der Hand der Logistikunternehmen oder von örtlichen 3-D-Druckshops oder so- gar von Privatpersonen für den eigenen Be- darf, sind die Produktverantwortung und die Ha ung im Schadensfall.
Zurückkommend auf das Eingangsbeispiel ist es durchaus fragwürdig, ob Konzerne wie die Daimler AG, die einen sehr hohen Aufwand bei der Qualitätskontrolle ihrer Produkte be- treiben, bereit sind, diese als Original-Ersatz- teile von quasi jedermann auf Druckern au- ßerhalb der Konzernkontrolle ausdrucken zu lassen. Bei unsauber oder fehlerha  ausge- druckten Bauteilen könnte dies einen Image- schaden für die Marke bzw. das Unternehmen bedeuten. Natürlich könnten derartig herge- stellte Bauteile auch unter einem anderen La- bel als „Original“ auf den Markt gebracht wer- den. Was aber, wenn der Kunde dann doch ein Original-Ersatzteil des OEM haben möch-
te? In diesem Falle müssten die Hersteller ihre Lieferketten beibehalten oder zumindest, sie- he das Beispiel VW, eigene regionale Druck- zentren weltweit errichten.
Hinzu kommt der rechtliche Aspekt der Haf- tung. So manchem autoa nen Bastler wur- de bereits die TÜV-Plakete verweigert, weil er die allgemeine Betriebserlaubnis der zusätzlich montierten Nebelscheinwerfer nicht vorweisen konnte, die besagt, dass nach fachkundiger und kostenp ichtiger Prüfung genau diese Schein- werfer auf genau dieses Fahrzeug montiert werden dürfen, ohne eine Gefahr für den Stra- ßenverkehr darzustellen. Erscheint da nicht ein – plakativ gesagt – vom Paketzusteller während der Fahrt ausgedruckter Bremssattel als eine für den Straßenverkehr womöglich größere Gefahr? Dass es möglich ist, einen Bremssattel aus Metall, in diesem Falle aus Titan, auszudru- cken, beweist gerade Bugatti bei seinem Chi- ron, dem derzeit schnellsten Auto der Welt.(3) Der Ausdruck dieses Präzisionsbauteils erfolgt dabei unter kontrollierten Werkstattbedingun- gen mit anschließender Qualitätskontrolle. Wer aber ha et, wenn der von einem Privatmann in seiner Garage oder vom Logistikunternehmen während der Fahrt ausgedruckte Bremssattel unter Belastung versagt und dabei gar Men- schen zu Schaden kommen? Diese rechtliche Frage muss noch geklärt werden. Eine mögli- che Antwort darauf liefert Markus Kückelhaus, Vice President Innovation and Trend Research bei DHL Customer Solutions & Innovation, der sagt, „nicht alle Produkte sollten, können oder werden mit 3-D-Druckern produziert wer- den“.(5) Daneben gibt es jedoch auch eine ganze Reihe von Produkten, die weniger präzise her- gestellt werden müssen und sicherheitskritisch deutlich weniger relevant sind.
 Kernaussagen
V Die Wirkung des 3-D-Drucks ist bis weit in die Gesellscha  hinein. Durch 3-D-Drucker für den Heimgebrauch sprechen Experten schon von der „Demokratisierung des Produktes“.
V Im „Rapid Prototyping“ ist der 3-D- Druck bereits lange fest etabliert. Weitere Einsatzbereiche sind z.B. Werkzeugbau, Formenbau und Er- satzteilherstellung.
V Die Produktion eines Konsumguts kann nun auch wieder in Hochlohn- ländern lohnenswert sein.
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Technologien























































































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