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HANDBUCH INTERNET OF THINGS
Kapitel 4.13 / Zukunft des 3-D-Drucks
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V Interview mit Prof. Dr. Welf Wa- wers zur Zukun  des 3-D-Drucks in „Handbuch Digitalisierung“: https:// handbuch-digitalisierung.de/zukun - des-3d-drucks-und-industrie-4-0/
unternehmen. Beachtet werden sollte jedoch auch das Verhalten der Konsumenten in Be- zug auf die neuen Möglichkeiten der 3-D- Drucktechnik. Laut einer Erhebung des jun- gen Amsterdamer Unternehmens 3-D Hubs haben jetzt bereits eine Milliarde Menschen Zugang zu einer 3-D-Produktionsstätte in höchstens 16 km Entfernung. Und Schätzun- gen gehen davon aus, dass sich die Zahl der 3-D-Drucker jährlich verdoppeln wird, bei sinkenden Anscha ungskosten. Was derzeit noch eher ein Hobby einzelner Technologiebe- geisterter ist, könnte dann zu einer alltäglichen Gebrauchssache werden: Der 3-D-Drucker zu Hause, mit dessen Hilfe der Konsument selbst die Supply-Chain-Prozessschritte überspringt, sich nur noch das Grundmaterial liefern lässt und seine neuen Schuhe, um beim Beispiel zu bleiben, zu Hause zu einem beliebigen Zeit- punkt selbst ausdruckt. Inwieweit dieses Sze- nario eintreten wird, ist schwer vorherzusagen. Immerhin sind 90 Prozent der Teilnehmer ei- ner unter den Bundesbürgern Anfang 2017 durchgeführten repräsentativen Umfrage im Au rag des Digitalverbands Bitkom der Mei- nung, dass sich der 3-D-Druck auf lange Sicht in Privathaushalten durchsetzen wird.(8)
Sollten sich diese Erwartungen erfüllen, würde dies zu einem Umsatzrückgang im (physischen) Onlinehandel und bei den Transportmargen
führen. Mit einer halb- oder einjährlichen Lie- ferung von Grundmaterial lässt sich kaum der gleiche Umsatz erzielen wie mit der ein- oder zweiwöchentlichen Lieferung eines Produkts. Und die „Versandkosten“ der digitalen Herstell- daten für den hausgemachten 3-D-Druck wer- den dies auch nicht ausgleichen können.
Die Sichtweise „Warum in ein Geschä  ge- hen, wenn man auch online aussuchen und die Ware kostenlos nach Hause geliefert be- kommen kann?“ ist ursächlich für die Um- satzverschiebung vom Einzelhandel zum On- linehandel. „Warum auf die Lieferung warten, wenn ich die Ware jetzt direkt selber herstel- len kann?“ könnte ursächlich werden für eine Umsatzverschiebung des physischen Online- handels hin zum digitalen Onlinehandel, glei- che Produktqualität vorausgesetzt.
Dem auf dem Rückzug be ndlichen Einzelhan- del könnte der 3-D-Druck dagegen neue Impul- se geben. Vom reinen Vertriebs- und gelegentlich auch Reparaturcenter könnten sich manche Ein- zelhandelsgeschä e zu einer Mikrofabrik wan- deln. Bei geringerer Lagerhaltung und gleichzei-
Lautsprechergehäuse aus dem 3-D-Drucker
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