Page 152 - Handbuch Internet of Things
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HANDBUCH INTERNET OF THINGS
Kapitel 3.10 / Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie
Erfahrungsgemäß entscheiden sich die meis- ten Industrieunternehmen nach Abwägung der Vor- und Nachteile für die Nutzung ei- ner kommerziellen IoT-Plattform. Ob diese als Private-Cloud-, Public-Cloud- oder Hyb- rid-Cloud-Lösung betrieben wird, ist neben dem Sicherheitsbedürfnis vor allem auch eine Kostenfrage, da in eigenen Rechenzentren be- triebene Lösungen einen deutlich höheren In- standhaltungsaufwand erfordern. Die Schaf- fung einer eigenen Plattform ziehen hingegen vor allem sehr große Firmen, B2B-Hersteller mit einem breiten Wertschöpfungsfokus sowie Unternehmen in bestimmten Branchen – bei- spielsweise Industrieautomation – oder mit ei- ner speziellen strategischen Positionierung vor.
Die eigene IoT-Plattform
Wenn ein Unternehmen eine eigene IoT- Plattform scha en möchte, stellt sich eben- falls die Frage nach dem “Make or buy”, um im Technologie-Stack des Cloud Computings die individuelle Wertschöpfungstiefe festzulegen. Dabei gibt es drei generische Ebenen:
V Infrastructure as a Service (IaaS) V Platform as a Service (PaaS)
V So ware as a Service (SaaS)
In aller Regel werden IaaS-Angebote von Ama- zon, Microso  oder Google genutzt, um Server für Storage (Datenspeicherung) und Compu- ter (Rechenleistung) in der Cloud zu beziehen. Darüber hinaus nutzen zahlreiche IoT-Plattfor- men wiederum andere Whitelabel-IoT-Platt- formen als PaaS, um darauf ihre eigenen An- gebote aufzubauen. Je weiter „oben“ Unterneh- men mit der eigenen Lösung beginnen, desto günstiger wird es, aber desto weniger Gestal- tungsspielraum und Flexibilität haben sie auch.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Scha ung einer eigenen IoT-Plattform ist in jedem Fall der Au au eines leistungsstarken Ökosystems aus App-Angeboten, Systemin- tegratoren, Big-Data-Spezialisten und ähnli- chen Partnern, die den wesentlichen Wert ei- ner solchen Plattform ausmachen.
Die Qual der Wahl
Für die Auswahl und Implementierung einer IoT-Plattform aus den zahlreichen Angeboten am Markt haben sich drei Grundregeln bewährt:
1. Pragmatische Prototypen: Zu Beginn ei- nes IoT-Projektes sind o  noch zahlreiche wesentliche Fragen ungeklärt, da Erfah- rungen mit vernetzten Produkten fehlen und sich die zukün igen Anforderungen und Kostentreiber noch nicht hinrei- chend spezi zieren lassen. Erste Prototy- pen und marktfähige Produkte sollten da- her pragmatisch auf einer möglichst  exi- blen Plattform aufgesetzt werden, deren Preismodell sozusagen mitwächst und zum geplanten Vorhaben passt.
2. Systematische Auswahl: Hat man die ers- ten Schritte im IoT-Markt erfolgreich hinter sich gebracht und auch die mittel- fristige Roadmap hinreichend spezi - ziert, emp ehlt sich eine sorgfältige Plattformauswahl auf Basis der individu- ellen Projektanforderungen sowie von etwa 80 allgemeinen Kriterien wie bei- spielsweise der Qualität des So ware- Development-Kit oder der Zerti kate- Aktualisierung von Geräten im Feld.
3. Abstrahierung: Um eine möglichst große Unabhängigkeit von der gewählten IoT- Plattform zu wahren, emp ehlt sich die
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Strategien



















































































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